Das gelegentliche Auftreten von Wunden in der Nutztierhaltung ist unvermeidbar. Man sollte jedoch umgehend reagieren und die frische Wunde versorgen, damit sie sich nicht entzündet. Denn in der Stallumgebung mit Staub, Keimen und Fliegen ist das schnell geschehen. Es gibt vielerlei Wunden: Riss-, Biss-, Schnitt-, Schürfwunden…- auch Verätzungen, z.B. durch ungelöschten Kalk, sind möglich. Bei Milchkühen ist ferner das sehr schmerzhafte Euterschenkelekzem bei den Erstkalbinnen zu nennen, welches durch Hautdehnung und -reibung in Kombination mit dem Schwitzklima zu großen, eitrig-nässenden Wunden führen kann. Darüber hinaus treten natürlich auch Wunden durch chirurgische Eingriffe auf, wie Enthornen, Kastrieren oder das Kupieren der Schwänze. Große, klaffende Wunden sind stets ein Fall für den Tierarzt, der sie nähen oder klammern wird.
Für die Wundheilung ist entscheidend, wo sich die Wunde befindet, und wodurch sie verursacht wurde. Saubere, nicht klaffende Schnittwunden sowie chirurgische Hautwunden heilen am besten. An Gelenken, wo durch die Bewegung des Tieres ständig physikalische Kräfte auf die Wunde einwirken, wird es dagegen schwierig. Es ist zudem bekannt, dass Stoffwechselstörungen, vor allem Leberschwäche sowie Abwehrdefizite, die u.a. auch durch Medikamente, wie Cortison und nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAID) verursacht werden können, sich negativ auf die Wundheilung auswirken.
Die Wundheilung verläuft in vier Phasen:
- Entzündungsphase (Sekretbildung, Blutgerinnung und Rötung/Schwellung),
- Proliferationsphase (Bildung von weichem Granulationsgewebe zum ersten provisorischen Wundverschluss),
- Reparationsphase (Epithelisierung, Verschluss vom Wundrand ausgehend)
- Maturationsphase (Reifung und Differenzierung der Narbe)
Frische Wunden sind zunächst vorsichtig zu reinigen. Bei größeren sowie tiefen Wunden sollte eine Wundspülung vorgenommen werden, um Schmutz und Erreger auszuschwemmen. Anschließend ist die Wunde mit antimikrobiell wirksamen und gut gewebsverträglichen Substanzen zu desinfizieren. Hierfür sind vor allem spezielle Heilpflanzenzubereitungen (z.B. Kamillenblüten-Tinkturen) geeignet, die gezielt die Wundheilung anregen. Insbesondere ätherischölhaltige Pflanzen verfügen über besonders gute antimikrobielle Wirkungen.
Wichtig, zu wissen: In frische Wunden dürfen keine Antibiotika, Salben oder Puder eingebracht werden!
Stattdessen sind sie mit wässrigen Zubereitungen – ideal in Form eines Sprays (z.B. Wund-Pflege-Spray) – zu versorgen. Bereits heilende Wunden in der Granulations- sowie Epithelisierungsphase benötigen entsprechende Salben oder Gel-Präparate.
Die Natur bietet uns eine umfangreiche Auswahl an gut verträglichen Heilpflanzen, die antimikrobiell, wundreinigend, granulations- und epithelisierungsfördernd sowie immunstimulierend wirken. Neben der Kamille sind dies vor allem auch Ringelblume (Calendula), Zaubernuss (Hamamelis), Salbei, Thymian und Johanniskraut. Sinnvoll sind Kombinationen dieser vorgenannten Heilpflanzen, in die jede ihre spezifischen Wirkungen einbringt und dadurch Synergien genutzt werden. So sind bei der Zaubernuss als Besonderheit unter anderem die blut- und juckreizstillenden Eigenschaften zu nennen, bei der Ringelblume immunstimulierende sowie beim Salbei die zusammenziehenden und abschwellend wirkenden Effekte, die sie von den anderen erwähnten Heilpflanzen abheben.
Auch Salben mit Honig bieten sich an, wenn es bei Wunden schmierige Beläge und Verkrustungen zu lösen gibt. Dieses Naturprodukt hat wundreinigende, entzündungshemmende sowie antimikrobielle Wirkungen und wird gern mit Heilpflanzen-Extrakten kombiniert, wie in Form der dermatologisch getesteten Wund-Schutz-Salbe. In dieser sind weitere Bienenprodukte, wie Bienenwachs und Propolis (Bienenkittharz), enthalten. Diese Salbe kann mit oder ohne Verband angewendet werden.
Das farblose Wund-Pflege-Spray dagegen bildet einen atmungsaktiven Schutzfilm auf der frischen Wunde und enthält u.a. wertvolle Salbei–, Zaubernuss- und Ringelblumen-Extrakte sowie Thymianöl. Klausan Spray, u.a. mit Auszügen aus gerbstoffreicher Eichenrinde sowie Kamillen- und Ringelblumenblüten, wird gern als natürlicher Blau-Spray Ersatz verwendet. Neben dem Schutz vor Entzündungen steht dabei die Förderung der raschen Wundheilung im Vordergrund. Der landwirtschaftliche Praktiker kann aufgrund der blauen Farbe dieses Produktes leicht erkennen, wohin er bereits gesprüht hat.
Während die gängige Wundversorgung meist nur einen Bruchteil der vorhandenen therapeutischen Möglichkeiten zur Förderung der Wundheilung ausnutzt, enthalten Heilpflanzen eine große Vielfalt an Natursubstanzen, die die komplexen Wundheilungstrategien des Körpers gezielt unterstützen. Sie eignen sich daher in idealer Weise zum Einsatz bei Nutztieren. Die Wirkmechanismen gehen - anders als etwa beim CTC-Spray - weit über die reine Wunddesinfektion hinaus. Ferner entstehen keine Rückstände im Tier sowie in der Umwelt, keine Resistenzen oder gar schädigende Auswirkungen auf den Anwender, etwa beim Einatmen von Sprühnebel.
Aus diesem Grund gehören Produkte zur Wundversorgung auf Heilpflanzenbasis als Mittel der Wahl in jede Stallpotheke.